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Montag, 10. Dezember 2007

Gib mir all Dein Gold!

Derzeit diskutiert man hierzulande mal wieder über Managergehälter. Die SPD fordert, deren Höhe solle gesetzlich beschränkt werden. Nun bin ich kein Freund des Kapitalismus, jedoch finde ich es albern, einem Unternehmen vorzuschreiben, welche Gehälter es seinen (leitenden) Angestellten zahlt. Wie jedes wirtschaftlich arbeitende Subjekt muss auch ein großes Unternehmen entscheiden, ob es sich diese oder jene Ausgabe leisten kann oder halt nicht. Was natürlich nicht sein darf, ist, dass die hohen Gehälter von der Steuer abgesetzt werden können, denn so bezahlt sie nicht das Unternehmen, sondern die steuerzahlenden Bürger. Hier hat der Staat zum Beispiel die Möglichkeit eine Obergrenze festzusetzen. Alles was darüber liegt, muss das Unternehmen aus der eigenen Tasche zahlen.

Der von den Gewerkschaften angemahnte „soziale Friede“, der durch die großen Unterschiede in den Vergütungen gefährdet wäre, ist ebenfalls ein Scheinargument. Es gibt genügend andere Dinge, die den sozialen Frieden gefährden, wie die Abhängigkeit der Bildungschancen von der Herkunft oder die ständige Gängelung von Hartz4-Empfängern als soziale Schmarotzer. In einem Punkt haben die professionellen Arbeitervertreter allerdings Recht: In einem Unternehmen, in dem Hungerlöhne gezahlt werden, oder Festangestellte zu Zeitarbeitern mit weniger Gehalt umstrukturiert werden, gibt es reichlich Grund, sich zu erregen, vor allen Dingen dann, wenn die Gestalter dieser Umstrukturierung für solche Maßnahmen auch noch finanziell belohnt werden. Hier ist es Sache des Staates, Rahmenbedingungen zu schaffen, die das verhindern. Auch habe ich nichts gegen gesetzliche Mindestlöhne – im Gegenteil: Lohnarbeit muss ausreichend einbringen, um davon leben zu können.

Die häufig gebrauchte Argumentation, dass wir auf diese Weise im globalen Wettbewerb nicht mithalten könnten, erweist sich häufig als unsinnig. Die Produkte, die wir ins Ausland exportieren, bedürfen der Leistungen gut ausgebildeter und ebenso bezahlter Arbeitnehmer. Die „Billiglöhne“ werden im Allgemeinen für im Lande erbrachte Dienstleistungen (wie zum Beispiel den Postbetrieb, Reinigungs- und Bauarbeiten etc.) gezahlt. Dort gilt das Gleiche wie überall: Wenn ich mir etwas nicht leisten kann, dann mache ich es halt selbst oder ich lasse es bleiben. Wenn es preiswerter ist, zwanzig Leiharbeiter zu beschäftigen, als einen Hausmeister und eine Putzfrau, dann ist ja wohl irgendwo was faul.

Grundsätzlich glaube ich nicht daran, dass es in einem kapitalistischen Staat Deutschland jemals wieder eine Vollbeschäftigung geben wird. Wer etwas Gegenteiliges behauptet, der lügt. Lohnarbeit ist ehrlich gesagt aber auch nicht nötig, solange für alle Menschen gesorgt ist, Jeder zu essen hat, ein Dach über dem Kopf und die Möglichkeit am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Diese Teilnahme muss nicht unbedingt über Geld geregelt werden, sicher gibt es auch andere Modelle. Aber das ist reine Utopie oder zumindest Zukunftsmusik, denn diese Gesellschaft lebt vom Gegeneinander, vom Willen, den anderen zu übertreffen und nicht zuletzt vom Neid der Besitzlosen. Denn wenn die Besseres zu tun hätten, als das Geld der anderen zu zählen, andere Werte als das Pekuniäre schätzten, sähe es nicht so trübe in der Welt aus. Dann würden vielleicht auch mal die Politiker gewählt, die nicht nur schöne Versprechen auf den Lippen haben, sondern ihre Vorhaben auch gegen Widerstände der Großindustrie umsetzten. Und wenn sie sich nicht an ihre Worte hielten, stünden die Menschen auf der Straße und würden ihre Rechte einfordern. Aber das ist wohl nichts als eine Hoffnung, denn die Deutschen sind kein Volk von Revolutionären…

Freitag, 2. November 2007

No, I don’t like Black Music!


Wenn mir eine Musik gefallen soll, dann muss sie die richtigen Vibrations haben. Oder zu gut deutsch ausgedrückt: Sie muss mich ansprechen, muss mich bewegen. Bei Black Musik worunter an dieser Stelle mal Soul, RnB, HipHop, House und ähnliches verstanden werden soll - ist das nicht der Fall.


Das liegt nicht nur daran, dass ich ein Weißbrot bin oder etwas unfreundlicher ausgedrückt, White Trash aus der kulturellen Einöde. Das meiste, das mir als Konsumenten im Bereich Black Music angeboten wird, ist widerlich durchgestylter Mist, bei dem es einzig und allein um Verkaufszahlen geht. Dicke Hose, dickes Auto, pickelfreie Gesichter, Titten und Ärsche. Das Auge kauft ja auch mit. Oder all diese Pappnasen, die ihre verschissene Kindheit vorschieben, um ungestraft absoluten Dumpfsinn von sich geben zu können. Oder dieser unsägliche Gottes-Krieger Xavier Naidoo, die Heulboje der Erlösung!

Ganz abgesehen davon, dass das meist minderjährige Publikum in seiner unglaublich schlecht sitzenden Bekleidung und der ungestillten Sehnsucht „Ghetto“ zu sein, eine Form von Party bevorzugt, die mich in ihrer Aggressivität und Dummheit nervt. Die etwas Älteren wiederum suchen sich im Vorschützen von finanzieller Potenz zu übertreffen. Wer das größte Auto fährt und die blondeste Freundin hat, der ist der Hengst im Stall. Sorry, da kann ich nicht mithalten. Will ich auch nicht.

Liebe Leute, macht, was ihr für richtig haltet! Ich höre mir jetzt einfach eine John Lee Hooker Platte an. Oder doch lieber Missy Elliot?

There’s no black music, there is no white music. There’s only good and bad music!

Montag, 22. Oktober 2007

Program error system failure


Der russische Physiologe Iwan Petrowitsch Pawlow erforschte um 1900 den Zusammenhang von Speichelfluss und Verdauung bei Hunden. Dabei beobachtete er, dass die die Hunde schon Speichel absonderten, wenn sie die Schritte ihrer Besitzer nahen hörten. Pawlow vermutete, dass die Versuchstiere dieses Geräusch mit der bevorstehenden Fütterung in Zusammenhang brachten. Aus dieser Beobachtung entwickelte Pawlow sein berühmtes Experiment: Kurz vor der Fütterung ließ er eine Glocke erklingen, nach einiger Zeit genügte allein der Ton, um bei den Hunden den Speichelfluss auszulösen. Dieses Phänomen bezeichnete Pawlow als Konditionierung. Pawlows Theorie besagt, dass dem natürlichen, meist angeborenen Reflex künstlich ein neuer, bedingter Reflex hinzugefügt werden kann.

Machen wir uns nichts vor: Menschen sind auch nur bessere Tiere. Das heißt, dass wir ebenfalls mit genau vorhersagbaren Reflexen auf bestimmte Reize reagieren. Ein Teil dieser Reflexe gehört zu unserem „biologischen Betriebssystem“, genauer gesagt die, die mit unseren natürlichen Grundbedürfnissen wie Essen, Sex oder dem Bedarf an Sicherheit zusammenhängen. Andere sind erworben bzw. antrainiert. Und das nicht immer zum Vorteil unserer selbst oder der Gesellschaft.

Beispiele für Konditionierungen im Alltag gibt es viele: Das einfachste von allen ist die Werbung. Wir müssen den saftigen Schinken oder das süße Leckerli nicht einmal mehr sehen oder riechen und schon tropft uns der Zahn. In unserem Kopf hat sich die Erinnerung an den Geschmack mit dem Bild der Verpackung verbunden. Allein dieser optische Reiz genügt, um in uns das Bedürfnis nach dem Produkt zu wecken. Was sich so harmlos anhört, hat immense volkswirtschaftliche Bedeutung, denn die ständige Reizung – in Form von einer wahren Bilderflut, vollgestopften Regalen etc. – löst bei vielen Menschen einen regelrechten Kaufrausch aus, weil sie meinen, damit ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Und auch da ist die Werbung sehr geschickt: Neben dem eigentlichen Produkt wird noch ein „Zusatznutzen“, wie ein bestimmtes Image mitverkauft, an dem der Konsument teilhaben kann, von dem er partizipiert. So können sich zum Beispiel Menschen, die einen niedrigen sozialen Rang haben, besser fühlen. Das klassische Objekt für diese Art von „Selbstaufwertung“ ist ein schickes Auto.

Ein etwas drastischeres Beispiel für Konditionierung ist die Armee. Hier wird ein bereits vorhandener Reflex – der Selbsterhaltungstrieb – in ein komplexes System verpackt, in dem der Einzelne nach genau vorgegebenen Mustern zu handeln hat. Im Einsatz funktionieren die Soldaten dann idealerweise wie Maschinen: Jeder Handgriff sitzt, nichts bleibt dem Zufall überlassen. Mit anderen Worten: Menschen lassen sich scheinbar regelrecht abrichten. Das passiert nicht immer mit der Androhung von Sanktionen, wie bei einer Befehlsverweigerung, sondern häufig genug auf sehr subtile Weise, zum Beispiel mit Hilfe der Medien.

Besonders gut funktioniert dies an den Stellen, wo viel Unwissenheit herrscht. Nehmen wir als Beispiel das Internet. Die Herrschenden auf der ganzen Welt sind alles andere als glücklich über dieses Medium, da es nur schlecht zu kontrollierende Wege der Informationsbeschaffung und des Meinungsaustausches ermöglicht. Wirklich verbieten lässt sich das Internet nicht, dafür jedoch diskreditieren. Wenn in den Medien über das weltweite Netz berichtet wird, stehen meist Kinderpornos, rechtsradikale Inhalte, terroristische Aktivitäten oder aber Betrügereien im Vordergrund. Bei all denen, die sich selbst mit dem Medium nicht beschäftigen, stehen diese negativen Aspekte im Vordergrund. Vor allem ältere Menschen haben einen reglerechten Horror vor dem www.

Kommen wir zurück zum Anfang: Die Konditionierung. Was auf den ersten Blick eher wie eine typische Verschwörungstheorie klingt, hat im alltäglichen Leben eine immense Bedeutung. Wie anders ist sonst zu erklären, dass Menschen immer wieder genau das tun, was man von ihnen erwarten kann, ganz gleich, ob das logisch ist, ihren Interessen entspricht oder nicht? Warum halten sich Vorurteile so hartnäckig, oftmals auch wider besseres Wissen? Es genügt, einen bestimmten Reiz zu setzen und schon erfolgt darauf die vorgesehene Reaktion. Betrachtet man in diesem Lichte den 11. September 2001 so wird schnell klar, dass die Aktion vor allem einer Gruppe genutzt hat: den großen Unternehmen der Waffen- und Ölindustrie aus der Gefolgschaft des George W. Natürlich zieht von diesen Herren niemand selbst nach Afghanistan, um die bösen Feinde der Demokratie vom Angesicht der Erde zu tilgen. Das sollen mal schön die tumben Volksmassen erledigen. Ganz abgesehen von sozialen Zwängen, die den Einzelnen in die Armee treiben, ohne Begeisterung für die große, gute Sache und das Bedürfnis, sich zu rächen, würden viele Soldaten sich nicht für diesen Krieg einspannen lassen. Schon allein deshalb nicht, weil sie weder wissen, wo die Länder liegen, in die sie einmarschieren, noch irgendeine Vorstellung davon haben, welche Verhältnisse dort herrschen. Ein normal denkender Mensch würde es vermeiden, sich unbekannten Gefahren auszusetzen. Programmierte Menschen tun mit Freude und Begeisterung, was man ihnen sagt. Ergo: Vorhersehbar reagierende Individuen sind die Voraussetzung dafür, dass eine Gemeinschaft wie unsere „Demokratie“ überhaupt funktioniert.

Eine „Programmierung“ gibt es wahrscheinlich schon so lange, wie es das Leben gibt. Immer dort wo größere Gruppen einer Art zusammen leben, gibt es Regeln, die dieses Zusammenleben ordnen. Manche Verhaltensweisen ergeben sich ganz einfach aus ihrer Notwendigkeit, will der Einzelne überleben: Der Fisch, der aus dem Schwarm ausschert, wird schneller zum Opfer als der, der in der Masse seiner Artgenossen untertaucht. Das Gnu, das zurückbleibt, ist potentielle Beute für die Jäger, die der Herde folgen. Sich zu isolieren bedeutet stets Gefahr. Nun sind wir schon lange keine wilden Tiere mehr, sondern „zivilisiert“. Völlig allein würden jedoch nur ganz wenige überleben können, schon allein deshalb, weil unsere Gesellschaft sehr arbeitsteilig ist. Wir sind also alle mehr oder weniger darauf angewiesen, uns unserer Umgebung, unseren Mitmenschen anzupassen. Über die Jahrtausende unserer Entwicklung hinweg haben sich bestimmte Regeln herausgebildet, die sich als sinnvoll für das gemeinsame Leben erwiesen haben. Mit der kulturellen Entwicklung sind manche dieser Regeln wieder verschwunden, haben sich gewandelt, andere sind hinzugekommen. Mit unserem technischen Fortschritt wurden die Grundsätze wesentlich „logischer“ und sind nicht mehr so sehr von religiösen Vorstellungen geprägt. Auch ohne, dass wir jede Erfahrung selbst machen müssen, „wissen“ wir, was uns und den anderen schadet oder nützt.

Einen Großteil der Programmierung übernimmt unsere Bildung. Sie bestimmt im Wesentlichen, was wir für richtig und was wir für falsch halten. Sie hat Einfluss auf unsere Interessen und schult unsere Empathie – das Vermögen, sich in andere hineinzuversetzen. Zur Bildung hinzu kommt unser eigenes Erleben, die Erprobung unseres Wissens und unserer Fähigkeiten in der Praxis. Hier kann es schon mal passieren, dass die Dinge, so wie wir sie gelernt haben und wie sie dann wirklich stattfinden, nicht zusammenpassen. Der eine wird darauf mit Verärgerung und Ablehnung reagieren, der andere mit wird sich anpassen.

Bildung, Moral, Regeln etc. werden immer von außen vorgegeben und entstehen nicht im Menschen selbst. Als Neugeborener sind wir quasi wehrlos gegenüber diesen Dingen, das Einzige, womit wir schon mit der Geburt ausgerüstet sind, sind unsere Instinkte, die jedoch auch durch äußere Einflüsse überlagert werden können. Dass heißt, dass wir als Mensch eine formbare Masse sind, an der jeder, der mit uns zu tun hat, nach eigenem Gutdünken herumknetet. Das nennt sich dann Erziehung. Spätestens mit Eintritt in die Schule übernehmen der Staat und seine Institutionen diese Aufgabe. Und die sind natürlich daran interessiert, aus uns „gute“ Bürger zu machen. Gut heißt in diesem Zusammenhang vor allem berechen- und steuerbar. Natürlich ist es in Ordnung, wenn wir zeitig demokratisches Verhalten erlernen, um im gegenseitigen friedlichen Interessenausgleich mit unseren Mitmenschen leben zu können. Andererseits formen die Lenker des Staates das Volk auch gern so, dass es sich immer regelkonform verhält, ohne die Regeln selbst in Frage zu stellen. Denn diese Lenker haben nämlich ein Problem: Eine fest gefügte, göttliche Ordnung gibt es nicht mehr. Die einzelnen Individuen haben quasi eine unendlich große Auswahl an Angeboten zur Lebensgestaltung im Rahmen einer Demokratie. Das ist aber kontraproduktiv, denn Menschen, die sich bewusst für einen Lebensstil entschieden haben, werden diesen nicht ohne weiteres wieder aufgeben. So ist es äußerst schwer, Freidenker von der Notwendigkeit eines Krieges zu überzeugen.

Neben dem politischen System und eng mit ihm verflochten, konditioniert die Wirtschaft ihre Subjekte. Zum einen ist ein normgerechtes Verhalten notwendig, um in Zeiten schwindender vollwertiger Erwerbsmöglichkeiten überhaupt noch am Wirtschaftsprozess teilhaben zu dürfen. Wer sich mit „ehrlicher Arbeit“ seinen Lebensunterhalt verdienen will, der darf möglichst keine politische Meinung haben, niemanden unsympathisch finden und sollte alle Lebensbereiche seiner Funktion im ökonomischen Schaffensprozess unterordnen. Natürlich ist diese Aussage etwas übertrieben, dass jedoch von jedem Arbeitnehmer – aber auch von den kleinen und mittleren Unternehmern – ein mindestens 120-prozentiger Einsatz erwartet wird, um im globalen Rennen nach Profiten mithalten zu können, ist alles andere als Propaganda. Daneben gibt es einige wenige, die im Stile einer großen Schachpartie die Geschicke der Menschheit lenken.

Nun kann man über diese Wenigen abschätzig urteilen und sie verdammen. Was jedoch häufig vergessen wird, ist, dass diese Menschen ebenso Produkte einer gesellschaftlichen Programmierung sind und nicht losgelöst davon leben. So ist der einzelne Großindustrielle ebenso mit Versagensängsten, Verdauungsproblemen und Wünschen nach Glück und Zufriedenheit geschlagen und gesegnet, wie jeder andere auch. Das macht die ganze Sache aber noch gefährlicher, denn wir bewegen uns quasi alle in einem Laufrad, das wir nicht steuern können, wenn wir uns nicht zusammentun. Doch davon sind wir als Menschheit weit entfernt. Die gegenwärtige Situation der Welt stellt sich vielmehr eher so da:

Dort wo Demokratie herrscht, werden die Bürger über die materiellen Verhältnisse, durch größtenteils sinnlose Bedürfnisse und die Jagd nach deren Befriedigung konditioniert, anderenorts ist Angst und rohe Gewalt das Mittel der Wahl.

Ein besonders krasses Beispiel für Konditionierung ist das CIA-Geheimprojekt MK Ultra, das von 1953 bis in die 1970er Jahre durchgeführt wurde und Möglichkeiten zur Bewusstseinskontrolle aufzeugen sollte. „Ziel des Projekts war es, eine perfekte Wahrheitsdroge für die Verwendung im Verhör von Sowjet-Spionen im Kalten Krieg zu entwickeln, sowie die Möglichkeiten der Gedankenkontrolle zu erforschen. Die überwiegend gesundheitsschädlichen bis lebensgefährlichen Experimente wurden ohne Wissen oder Zustimmung der Versuchspersonen durchgeführt, häufig auch gegen deren erklärten Willen. Dazu gehörten neben tausenden von zufällig ausgewählten US-Bürgern auch Krankenhauspatienten und Gefängnisinsassen… Oberstes Ziel war laut CIA die ‚Vorhersage, Steuerung und Kontrolle des menschlichen Verhaltens´ (Wikipedia).“ Um dieses Ziel zu erreichen, wurde der Einfluss von Drogen (vor allem LSD und Mescalin), Giften, Chemikalien, Hypnose, Psychotherapie, Elektroschocks, Gas, Krankheitserregern, Erntesabotage, künstliche Gehirnerschütterung, Operationen usw. untersucht. Aufgrund einiger Todesfälle und mangelnder Ergebnisse musste das Projekt eingestellt werden.

Im Alltag sind wir häufig durch viel simplere Dinge als den aktiven Eingriff eines Geheimdienstes konditioniert. Gesellschaftliche Zwänge, allgemein akzeptierte Vorstellungen über ein normgerechtes Verhalten aber auch bewusst oder unbewusst erlernte Mechanismen steuern von uns unbemerkt unser Verhalten. Einen wesentlichen Teil unserer Energie verpulvern wir auf der Jagd nach zweckfreien oder zumindest überflüssigen Produkten, dem idealen Sexualpartner, Adrenalinkicks, Anerkennung oder einem Sündenbock für unser eigenes Versagen. Verstandesmäßig ist uns zwar klar, dass es keinen Sinn hat, sich für eine gelungene Leibesübung mit einem Stück Torte zu belohnen oder fürs zwei Monatsgehälter einen Fernseher mit 1,30 Meter-Bildschirmdiagonale zu kaufen. Trotzdem tun wir es. Auch ist den meisten klar, dass „die Ausländer“ nicht für die Probleme in unserem Lande verantwortlich sind, sondern in erster Linie wir selbst. Zum einen, weil unsere reiche Gesellschaft schon seit langem auf Kosten vieler Herkunftsländer lebt, zum anderen weil die Europäische Union und ihre Mitglieder nicht ganz unschuldig am Zustand in vielen dieser Länder ist. Jahrzehntelang wurden Diktatoren und korrupte Systeme unterstützt. Im Gegenzug gab es billige Rohstoffe, neue Märkte wurden erschlossen. Den meisten wird das klar sein, und sie werden verstehen, warum z.B. jemand aus Afrika hierher kommt, doch es ist viel einfacher die Schuld für Probleme anderen zuzuschieben. Wenn es nicht die Ausländer sind, so sind es eben die Politiker. Die von uns gewählten Politiker.

Natürlich wäre es langweilig und alles andere als menschlich, wenn wir immer vernünftig handelten. Schaden kann es jedoch nicht, wenn wir ab und zu zwischen Reiz und Reaktion einen Denkprozess einschalten, denn das unterscheidet uns letztendlich vom Tier. Damit dieser Denkprozess aber auch zu einem sinnvollen Ergebnis führt, müssen wir uns frei machen von einem Großteil der unterbewussten Programme, die in uns ablaufen. Ganz deutlich kann man deren Mechanismen an der aktuellen Sicherheitsdiskussion sehen, die von unserer aller Innen-Schäuble getragen wird. „Wir brauchen die Online-Durchsuchung, denn sonst ist die Polizei taub und blind“, war eines seiner Argumente. Ist das wirklich so? Ich denke nicht, denn alles was virtuell auf dem Rechner geschieht, bedarf, mal abgesehen vielleicht von Rufmord und übler Nachrede, einer realen Straftat. Die gern zur Begründung drastischer Maßnahmen herangezogene Kinderpornographie kann nur dann funktionieren, wenn vorher ein Kindesmissbrauch stattgefunden hat. Der Gedanke an sich – so verwerflich er uns erscheinen mag – ist nicht strafbar, nur die Tat. Selbstverständlich ist auch das Tauschen und Kaufen von Bildern mit diesen Inhalten strafbar aber um dagegen vorzugehen, bedarf es keiner Onlinedurchsuchung.

Auch die Terroristen sind nicht so clever, wie man es uns gern weismachen will. Wer Böses plant, hinterlässt Spuren. Allein die Idee, eine Bombe zu legen, ist nicht strafbar. Wer konkrete Pläne hat, muss sich dazu Dinge besorgen, Objekte auskundschaften etc. Letztendlich kommen solche Projekte auch niemanden in den Sinn, der glücklich und zufrieden ist. Vielleicht sollte man damit mal anfangen, daran zu arbeiten, dass alle Menschen eine Perspektive für ihr Leben sehen. Apropos sehen: Ist Euch übrigens aufgefallen, dass die potentiellen Attentäter quasi aus den Massenmedien verschwunden sind? Was ist da los? War wohl doch nur alles falscher Alarm?

Dass man den Verantwortlichen in Staat und Wirtschaft nicht bedingungslos trauen kann, zeigen unsere landeseigenen Probleme: der Justizskandal, der von einer willfährigen Presse mittlerweile zur „Akten-Affäre“ klein geschrieben wurde und der steuerfinanzierte Abgang der sächsischen Landesbank, der den Bürgern nachträglich als Gewinn verkauft wird. Ich kann mich immer nur wundern, warum es keinen Aufstand gibt. Selbst die krassesten Vergehen werden klaglos hingenommen. Manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass allen Bürgern ein Beruhigungsmittel ins Essen gemischt wird. Vielleicht ist das aber auch nicht nötig, weil wir wunderbar trainiert sind und nur auf Zeichen unseres Herrn zum Angriff übergehen und ansonsten immer brav „Sitz“ und „Platz“ machen. Die Frage "Cui bono?" (Lateinisch „Wem zum Vorteil?“) scheint aus der Mode gekommen zu sein. Und wenn wir nach Antworten fragen, dann geben wir uns mit der erstbesten zufrieden. „Keine Alternative“ gibt es nicht. Es gibt nur eine mangelnde Bereitschaft danach zu suchen oder Kompromisse zu machen. Vielleicht hat aber auch das ganze System einen Fehler…

Montag, 10. September 2007

kill thrill


Manchmal ist es schon ganz gut, wenn man einen Trend verschlafen hat. Bis zum gestrigen Tage hatte ich Quentin Tarantinos „Kill Bill“ verpasst. Nicht dass mich der Film sonderlich interessiert hätte aber auch mir war nicht entgangen, dass das (Mach)Werk „Kultstatus“ genießt. Bisher hatte ich nur begeisterte Konsumenten getroffen, stets war der Streifen als sehenswert beworben wurden. Umso heftiger traf mich das Grauen, beim gestrigen Versuch, mir selbst ein Bild zu machen.

Vielleicht sollte ich vorausschicken, dass ich kein Weichei bin. Kriegsfilme oder Krimis bereiten mir keine schlaflosen Nächte. Horror- oder besser gesagt Splatterstreifen lehne ich jedoch ab, da ich es nicht einsehe, warum ich meine innere Festplatte mit sadistischen und blutrünstigen Celluloid-Visionen füllen sollte. So habe ich „Scream“ nach wenigen Minuten abgeschaltet, weil ich nicht einsehe, wie man genussvoll im Fernsehsessel zuschauen kann, wenn Menschen geschlachtet werden. Natürlich bin ich mir bewusst, dass das alles nicht real ist, aber es geschehen genügend grausame Dinge auf der Welt. Da schaut nur niemand hin, weil diese Dinge nicht im Hollywood-Hochglanz-Format daherkommen, sondern schmutzige Realität sind.

Kommen wir aber zurück zu „Kill Bill“. Was mich stört, ist nicht die „Handlung“ des Films. Dass ein Mensch, der Unrecht erlitten hat, sich rächt und seine Peiniger tötet, ist ein uraltes Motiv, das sich seit Ewigkeiten durch die Literatur und logischerweise auch durch das Filmgenre zieht. Bei letzterem ist weniger die Phantasie des Zuschauers gefragt, das Medium lässt im Falle des Falles kaum Fragen offen. Die Zurückhaltung beim Abbilden von Mord und Totschlag ist längst schon gewichen. Die Großaufnahme vom beim Einschlag einer Kugel zerplatzenden Schädel gehört schon längst zu Standard. Was mich allerdings an „Kill Bill“ aufregt, ist die Ästhetisierung von Gewalt. Quasi beiläufig und immer recht „cool“ anzusehen, werden da reihenweise Menschen ins Jenseits befördert. Da wird eine Frau vor den Augen ihrer Tochter umgebracht, Schädel in Türen zerquetscht etc. Ich kann das ehrlich gesagt nicht lustig finden. Das ist kein „Kult“ sondern schlicht und ergreifend widerlicher Dreck.

Das wäre alles nicht so schlimm, wenn dieses Machwerk von Mister Tarantino aus Knoxville Texas von eben diesem „white trash“ konsumiert würde, dem er selbst entstammt. Doch leider sind Filme wie „Kill Bill“ längst im Mainstream angekommen. Ich frage mich, was in einem Fünfzehnjährigen vorgeht, der sich das reinzieht. Aber lassen wir die Spekulationen. Fakt ist, dass solche Filme von Millionen gesehen werden (so wie „Saw“ oder „Hotel“). Ich glaube nicht, dass sich deswegen tausende ein Samuraischwert besorgen oder mit dem großen Küchenmesser losziehen und ihre Mitmenschen tranchieren. Überzeugt bin ich allerdings davon, dass solche Entwicklungen die Sehgewohnheiten der Menschen verändern und langfristig zu einer Abstumpfung führen. Man kann allen nur wünschen, dass sie das Blut nur im Film spritzen sehen und niemals im realen Leben, z.B. als Soldat im Irak oder von mir aus als Zeuge eines Verkehrsunfalls, um die Sache nicht über Gebühr zu dramatisieren. Man kann nur hoffen, dass sie sich nicht zum falschen Zeitpunkt an einer Schule in Erfurt oder Columbine aufhalten. Oder in Jerusalem, London oder Madrid mit dem falschen Zug, Bus fahren.

Ein Wort noch zu Herrn Tarantinos Werk: „Pulp Fiction“ finde ich noch immer einen guten Film, weil er sehr gekonnt mit den seltsamen Verflechtungen des Lebens spielt. Doch schon „Reservoir Dogs“ ist mir übel aufgestoßen. Da ging es ebenfalls nur um die möglichst ästhetische Darstellung von Gewalt. Und wäre „From Dusk Till Dawn“ nicht so überzeichnet, könnte man das Gleiche behaupten. Weitere Filme habe ich noch nicht gesehen und werde es wahrscheinlich auch nicht tun. Es interessiert mich nicht und ich habe keine Lust mehr dazu, genauso wenig wie auf weitere Machwerke Tarantinos. Da kann ich halt nicht mitreden, na und? Es gibt wesentlich bessere Filme als die aus Hollywood.

PS. Die Islamisten haben Recht, wenn sie unsere Kultur als degeneriert bezeichnen. Mal abgesehen davon, dass „Kill Bill“ & Co. nicht viel mit Kultur zu tun hat und die Scharia aus Niemandem einen sensibleren und intelligenteren Menschen macht…

Sonntag, 12. August 2007

Wir sind … Dresden?

Neulich wurde in Dresden ein Stadtslogan gekürt, der auf den Punkt gebracht das Lebensgefühl der Elbestädter ausdrücken soll. Man entschied sich für „Dresden barockt“, weil das so schön die Vergangenheit, namentlich den Barock auf den man hier so stolz ist, mit einem jungen, energetischen Aspekt, dem „rocken“ verbindet.

Reden wir nicht darüber, dass der Slogan, der medial großartig gefeiert wurde, bereits über ein Jahr zuvor vom Kultur Aktiv, einem Verein, bei dem ich Mitglied bin, ins Rennen geschickt wurde als Motto für eine Konzertreihe zum 800sten Geburtstag Dresdens. Reden wir nicht darüber, dass ich den Spruch schon damals albern fand und auch darüber nicht, dass den professionellen Journalisten dieser Stadt, die den hohen Ratschluss verkünden durften, bei der Erwähnung von „Dresden barockt“ kein „Moment mal!“ durchs Gehirn zuckte. Bei diesem schlechten Langzeitgedächtnis wundert mich auch nicht mehr, dass der Sachsensumpf noch vor sich hin müffelt…

Was mich an solchen Aktionen am meisten stört, ist, wie krampfhaft versucht wird, ein „Wir“-Gefühl zu erzeugen. Wie soll das gehen? Was verbindet den Harz IV-Empfänger mit dem Chef eines großen Unternehmens, was die 70-Jährige mit dem Kleinkind, was den Universitätsprofessor mit dem Hilfsarbeiter, was den Gorbitzer mit dem Loschwitzer? Ich habe definitiv keine Antwort auf diese Fragen, zumindest nichts Substanzielles, was über das Niveau eines Bild-Zeitungs-Wirs oder das „Wir“-(Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt)-Geschwafel professioneller Werbetreibender hinausgeht. Ehrlich gesagt, sind mir diese Wirs suspekt. Ich fühle mich davon gegen meinen Willen vereinnahmt, ja regelrecht vergewaltigt. Mit diesem Volks- und Schicksalgemeinschafts-Wir will ich nichts zu tun haben.

Nur weil ich in der gleichen Stadt wie Bürger X und Y wohne, gibt es nicht zwangsläufig etwas, was mich mit ihnen verbindet. Sicher, alles was sich unter Lokalpolitik subsumieren lässt, geht uns gleichermaßen an. Wenn meine Stadt pleite ist und keine Handlungsspielräume mehr besitzt, dann betrifft das alle Bürger. Wenn ein Teil der städtischen Wohnungen verkauft werden, wie in Dresden geschehen (X), dann geht das vorrangig die an, die da wohnen und die, die sich kein Wohneigentum leisten können. Der Rest kann sich getreu des St. Florian-Prinzips freuen, nicht selbst betroffen zu sein…

Lassen wir diese Diskussion, da sie für dieses Forum zu komplex ist. Von „oben“ beschlossene Slogans sind nicht dazu angetan, mir ein Wir-Gefühl zu vermitteln. Für meinen Teil kann ich nur feststellen: Ich lebe ganz gern in Dresden. Weil die Stadt sehr grün ist. Weil die Menschen in ihren teils sehr nervigen Konservatismus eine Menge historische Substanz erhalten haben, von dem, was nach dem Zweiten Weltkrieg noch übrig war. Ich mag Dresden, weil es hier ein interessantes und abwechslungsreiches Kulturleben neben all dem Hochglanz-Vorzeige-Touristen-Krimskrams gibt. Weil das Tempo nicht so krankhaft angezogen und die Leute nicht so trendig-überdreht sind, wie anderswo. Weil ich hier viele gute Freunde habe und mich meist recht wohl fühle.


Mein Vorschlag für ein Stadt-Motto würde lauten:
Dresden – bleib ma ganz ruhsch!
[Für Nicht-Sachsen: Dresden – Bleib ruhig!]

PS: Als ich einer Freundin von diesem Thema erzählte, meinte sie, es entspräche schon den Tatsachen, dass die Dresdner besonders mit ihrer Stadft verbunden sind. Das möchte ich nicht in Abrede stellen. Nur bezweifle ich, dass sich diese Verbundenheit in einen schmissigen Slogan gießen lässt. Dabei handelt es sich um ein Instrument zur Vermarktung, mehr nicht. Und das wird von denen eingesetzt, die etwas zu verkaufen haben...

Dienstag, 7. August 2007

Frust & Lange Weile

Heute ist mal wieder so ein Tag. Eigentlich habe ich zu nichts Lust und möchte nur im Bett liegen. Dummerweise gibt es genug zu tun, doch ich kann mich beim besten Willen nicht motivieren. Mein Kontostand sagt mir, dass Arbeiten sich nicht lohnt. Ständig muss ich mich hinhalten lassen: „Ja, das Geld kommt ja!“ auf der anderen Seite wird aber erwartet, dass ich jederzeit bereit bin, volle Leistung zu bringen und mich mit Sachen zu beschäftigen, die mir bestenfalls egal sind. Als Schreiberling passiert mir so etwas oft…

Das Traurige an dieser Situation ist, dass mir auch die Kraft und Energie für andere Dinge fehlt. Sachen, die eigentlich Spaß machen sollten, werden ebenso zur Last. Freude zu empfinden, ist so nicht möglich, im besten Fall kann man für eine kurze Zeit dem Alltag entfliehen. Wenigstens habe ich mit diesem Beitrag angefangen, überhaupt etwas Sinnvolles zu tun. Jetzt bleibt nur noch

- ein Artikel zu schreiben

- zwei Termine zu machen

- zwei Feten vorzubereiten

- Gras zu hauen

- Toilette nach einem Wasserschaden wieder herzurichten

- Zahllose Rezensionen für meine Website zu verfassen

…und dabei auch noch Zeit für ein Familienleben zu haben.

Freitag, 3. August 2007

Gelenkte Demokratie

Fernsehen kann ganz schön deprimierend sein. Ich meine damit nicht, dass man meist nur die Auswahl zwischen „breaking news“ über Scarlett Johanssons Nasenring und Paris Hiltons Knasterfahrungen hat. Drauf gesch…, den Mist kann man einfach abschalten. Wirklich deprimierend sind die journalistisch gut gemachten Beiträge über die debilen Dinge, die in der Welt so vor sich gehen. Eine kleine Auswahl der Themen der gestrigen Monitor-Sendung in der ARD:

Bahn unterm Hammer: Die Deutsche Bahn wird privatisiert und es ist bereits abzusehen, dass sich nur die privaten Investoren eine goldene Nase verdienen, der Steuerzahler insbesondere dem zweiten Teil seines Namens gerecht wird. Auch zukünftig soll aus öffentlichen Mitteln in die Infrastruktur investiert werden, die Rendite kassieren jedoch andere.

Giftige Gase: Der Chemiekonzern Bayer baut eine Pipeline für Kohlenmonoxid (CO) von einem Werksteil zu einem anderen. Die einwandige, nur etwas über einen Meter tief vergrabene Rohrleitung verläuft in gefährlichem Abstand zu bewohnten Gebieten. Nun ist Kohlenmonoxid nicht gerade ein „Giftgas“ aber doch ein recht giftiges Gas. Die Experten, die im Beitrag zu Wort kommen, sind übereinstimmend der Meinung, dass es bei einem Leck in der Leitung zu gesundheitlichen Problemen der Anwohner, im ungünstigsten Fall zu Todesfällen kommen kann. Die Behörden nehmen dieses Risiko in Kauf. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, werden die Besitzer der Grundstücke durch die die Leitung führen soll auch noch enteignet. Für das Gemeinwohl. So etwas ist zwar durchaus für den Straßenbau und ähnliche Vorhaben üblich, nicht aber zur Wohle einer kommerziell arbeitenden Firma.

Tod im Atlantik: Dass immer mehr Afrikaner versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu kommen, dürfte wohl allgemein bekannt sein. Auch, dass viele dabei sterben. Was jedoch sicher wenige wissen, ist, dass wir – das Personalpronom bezieht sich auf den „Westen“, genauer auf die EU – wieder einmal direkt dafür verantwortlich sind. Die Europäische Union hat sich für wenig Geld die Fangrechte vor den Küsten verschiedener afrikanischer Länder gekauft und fischt dort mit subventionierten Riesenschiffen die Meere leer. Das Resultat: Die einheimischen Fischer fangen nichts mehr. Der wirtschaftliche Notstand, die Unmöglichkeit sich selbst zu ernähren, treibt die Menschen dann dazu, ihr Glück in Europa zu versuchen. Den afrikanischen Staaten entgehen gigantische Einnahmen, die sie erzielen könnten, wenn sie die Fische selbst auf dem europäischen Markt verkauften. Statt nun mit diesen Gewinnen ihre Schulden zu tilgen, werden sie immer abhängiger von unserer Mildtätigkeit…

Warum Stroh nicht Stroh sein darf: Man stelle sich Folgendes vor: Ein Landwirt baut Dinkel an, aus dem er verschiedene Produkte herstellt. Bei der Verarbeitung fallen Spelzen, das sind die Hüllblätter der Körner, an, die er für viel Geld entsorgen muss. Nun ist der Mann nicht auf den Kopf gefallen und überlegt sich, was er mit dem Zeug noch anfangen könnte. In Zeiten steigender Energiekosten kommt er auf die Idee einen Brennstoff daraus herzustellen, so genannte Strohpellets. Die sind – Achtung Klimadiskussion! – CO2-neutral und bringen ihm auch noch Geld ein, was wiederum Steuern für den Staat bedeutet. So weit so gut. Nun entscheidet aber die zuständige Behörde, dass die Spelzen-Abfälle kein Stroh sind und deswegen auch nicht zu Pellets gepresst und verbrannt werden dürfen. Im Beitrag werden verschiedene Fachleute gefragt und alle sind der Meinung, dass besagte Abfälle Stroh sind. Dem Behördenheini ist das egal, denn seine Juristen sagen etwas anderes…

Natürlich sind das nur einige wenige Beispiele für den alltäglichen Wahnsinn. Durch die Fernsehsendung sind sie jetzt publik, doch wird sich deshalb daran etwas ändern? Höchstwahrscheinlich nicht.
Als Bürger dieses Staates frage ich mich, was ich machen kann, wenn widersinnige Dinge geschehen. Unser aller Eigentum wird verschleudert– die Bahn gehört noch dem Staat und damit uns allen – damit sich einige wenige bereichern können. Man riskiert Gesundheit und Leben von Menschen, damit die Gewinne eines großen Unternehmens steigen. Man sorgt mit seinem Handeln dafür, dass an sich schon unhaltbare Zustände sich weiter verschärfen. Kluge Ideen werden abgewürgt, weil sie nicht ins Konzept passen…

Manchmal möchte ich die Verantwortlichen mit einem Baseballschläger in der Hand besuchen. Sicher, ich weiß, dass das nichts ändert, doch vielleicht würde ich mich nicht mehr so machtlos fühlen. Einfach hinnehmen kann ich diese Zustände nicht. Mich mit Scarlett und Paris und wie sie alle heißen, zu beschäftigen, damit die Cleveren und Mächtigen in Ruhe ihr Ding machen können, dazu habe ich keine Lust. Ich wünschte, ich hätte eine Idee, wie vernünftige, weniger egoistische Menschen die Demokratie lenken könnten. An die „kapitalistische“ Demokratie, an eine Selbstregulierung durch die Kräfte des Marktes und die freie Entfaltung des Individuums unter diesen Bedingungen glaube ich ehrlich gesagt nicht mehr…

Donnerstag, 2. August 2007

Werbliche Dysfunktion

Neulich erhielt ich eine Email, in der stand Folgendes zu lesen: Sie leben nur einmal. Warum nicht mal was Neues ausprobieren? Recht hat der Schreiber! Beim Weiterlesen musste ich dann allerdings feststellen, dass man mir nur Medikamente verkaufen wollte, Cialis und ein weiteres Produkt. Die Nachforschung bei Google ergab, dass die Pillen bei erektiler Dysfunktion helfen. Na danke schön! Wer hat denn gesagt, dass ich das brauche? Aber ich will nicht die beleidigte Leberwurst spielen, sondern viel lieber zum Thema zurückkommen.
Die Aufforderung lautete „Versuchen Sie mal was Neues!“ Da sollte man doch ein Angebot erwarten, welches ein Stück weit eine Herausforderung ist, was Spannendes verspricht oder zumindest den Hauch des Verruchten hat. Was kommt stattdessen? Mir werden Medikamente angeboten, diskret versandt und besonders billig. Das ist es also, was mein Leben eine Wende geben soll? Ein paar Pillen kaufen, dazu noch „diskret“, nicht zu vergessen „billig“. Wer solche Aufforderungen schreibt, der findet es bestimmt auch spannend, im Supermarkt um die Ecke auf Schnäppchenjagd zu gehen. Haben diese Internetkrämer wirklich nichts besser zu bieten?

Zugegeben, erektile Dysfunktion ist bestimmt nicht besonders angenehm. Mag sein, dass Manchem besagte Mittelchen Linderung verschaffen. Vorausgesetzt der Proband leidet nicht schon immer unter einer Schwäche seiner Männlichkeit, so bedeutet die Wirkung von Cialis & Co. für ihn jedoch nichts Neues, sondern maximal das Wiedergewinnen alter Fähigkeiten. Das ist zwar schön, widerspricht aber deutlich dem eigentlichen Kern der Werbebotschaft. Nun wissen wir alle, dass Werbung übertreibt und lügt, nur müssen sich die Absender nicht wundern, wenn man, nachdem der Schwindel aufgeflogen ist, keine Lust mehr auf ihren Mist hat. Zum Glück hat das Leben mehr zu bieten als eine Latte… schwachsinniger Produkte.